hmap07500002
Setumaa; VõrumaaVastseliina
Stein, Victor
1873

Metadata

COL: Wictor Stein
ID: H, Mapp 750/4 (2)
LLIIK: Loitsud
LOC: Vastseliina khk. < Setu
ZANR: kombekirjeldus/regilaul
TMP: 1873

Die Johan̄isfeier bei Meks

In der Nähe der Hoflage Meks dem Gute Schloss Neuhausen gehörig und noch näher dem Dorfe Meks befindet sich ein heiliger Stein genan̄t pühä Jaani kivi. Am Morgen des Johan̄itages werden auf denselben Opfergaben gebracht unter christlichem Deckmantel.
Es möge mir als Augen- und Ohrenzeuger gestattet sein Nahstehendes mitzutheilen.
Schon in der Mitternachtsstunde fand ich mich beim heiligen Stein ein. Er liegt auf livländischem Grund und Boden, etwa 20 Schritt vom Grenzflüsschen (Jaama jõgi oder Meksi oja) entfernt. Eine schwache Anhöhe mit Gebüschen bedeckt zieht sich gegen Westen hin. Gegen Süd vom Stein liegt etwa 1/4 Werst entfernt der Juudakond, ein Wald. Der Stein hat eine Länge von etwa 3 Fuss, eine Breite von 2 Fuss und Höhe von 1 Fuss. In alten Zeiten muss er bedeutend grösser gewesen sein, was die Leute auch bestätigen.
Bei meiner Ankunft fand ich eine schon recht zahlreiche Versam̄lung von Bettlern, die sich um den Stein gelagert hatten, vor. Sie sassen um den Stein mit entblössten Häüptern und unterhielten sich leise, wie in heiliger Scheu.-
Nach einigen angestellten Fragen erfuhr ich, dass man nur den Son̄enaufgang erwarte und die Feierlichkeiten würder begin̄en.
Schon verkündete die rosenfeugerige Eos die Auffahrt Heliers als von allen Gegenden massenhaft Volk heranströmte wie aus dem Pleskowschen, so aus dem Ostrowschen und weiterer Ferne. Aus dem Dorfe Meks ergossen sich lavinenartig Menschen - mengen. Mit dem Son̄enaufgang um nagte ein Menschen meer den heiligen Stein.
Bald erschien ein Stelzfuss aus dem in der nächsten Nähe geöffneten Bethause des Dorfes. Er hatte Wachskerzen mitgebracht, die er verkaufte und die bren̄end auf den heiligen Stein gesetzt wurden. Die Bettler sangen im vollem Chor Lieder, deren Inhalt mir unbekant blieb. Gläubige braten an den Stein und legten auf denselben ihre Opfergaben nieder wie Butter, Buttermilch, Käse, Käsemilch, Tuch- u. Zeugstücke, Strümpfe, Bänder u. s. w. In dem erwähnten Bethause hatte ein Priester diese Gaben schon geweiht; am Stein erhielten sie die zweite Weihe. Hochgethürmt lagen diese Gaben auf dem Stein von bren̄enden Wachskerzen umgeben. Sich bekreuzigend uiid kniend bildete das Volk einen Kreis um das Heiligthum. Gebete im Flüsterton stiegen empor zum Him̄el.
Nachdem die Lichter ausgebran̄t waren, nahm ein jeder seine Opfergabe vom Stein, schritt, sich verneigend, 3 Mal im Kreise herum d.h. um den Stein und vertheilte seine Opfergabe unter den Bettlern, jedem dieser von den Hofnungsmitteln nur 3 Löffel voll darreichend.-
Darauf entkleideten sich viele Män̄er, Weiber und Kinder und stiegen in das Flusschen, tauchten sich 3 Mal unter, traten danach aus dem Wasser, kleideten sich an, nahmen mit einem Behälter noch einiges vom geheiligten Wasser (pühä lätte vesi) und entfernten sich. Das Wasser dieses Baches soll gegen Krankheiten und Uebeln von heilbringender Wirkung sein. Alle der Badenden wurden beim Heraussteigen aus dem Wasser von Bettlem beglückwünscht und überliessen ihr altes Hemd diesen, während sie ein neues reines selbst anzogen.-
Wie der grosse Stein, so wurden Bruchstücke von ihm, die in der Nähe lagen, nicht minder für heilig und von guter Wirkung gehalten. Einzelne Anwesende hoben solche Bruchstücke auf, trugen sie auf den Schultern, auf dem Rücken oder auf dem Magen 3 Mal um den Haupstein und legten sie alsdan̄ dahin, von wo sie sie genom̄en. Die Bruchstücke wurden stets auf kranke Körpertheile gelegt.-
Um 12 Uhr Mittags wogte die grosse Volkshaufe zum Kruge hin der etwa 1/4 Werst vom heiligen Stein entfernt liegt. Hier wurden die verschiedensten Tänze aufgeführt. Auf dem Platz im Freien bildeten die jungen Mädchen einen Kreis oder Kranz, hinter ihnen standen die jungen Bursche und Freier. Alle, Weiber und Män̄er, im besten Sontagsstaat. Muntere Volkslieder ertön̄ten. Freude und Scherz beherrschte die Menge. Auf meinem Heimgange erscholl noch lange das Jubelgetön in meinen Ohren.-
Ich kom̄e noch auf die Opfergaben zurück. Die Milch so zur Bereitung der Butter und Käsemilch verwandt wird, muss an vier Don̄erstagen gemolkt sein. Das Melkgeschäft selbst darf nur kniend verrichtet und folgende Worte dabei gesprochen werden:
    26  Püha Jaanikene!
    27  Hoia mino karja,
    28  Tõbrast kodu tullen,
    29  Kodu tullen, karja minnen.
    30  Õppeta sa puhma taaden
    31  Karja haljast haina sööma,
    32  Hoia mõtsan kahju eest,
    33  Mõtsan kurja elaja eest.
    34  Puhas püha Jaanikene,
    35  Luba lehmile piima.

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